Herrschaftszeiten-Tour Steinheim: Stadt Steinheim an der Murr

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Herrschaftszeiten-Tour in Steinheim

„Die Versuchung zu herrschen ist die größte, die unwiderstehlichste Versuchung überhaupt.“
Simone de Beauvoir

Auch Steinheim war in der Geschichte nie völlig frei, sondern im Laufe der Jahrhunderte verschiedensten Herrschern unterworfen. Seien es Stammesfürsten, der Ortsadel, die Kirche, badische Markgrafen, württembergische Herzöge und Könige oder gar der Kaiser. Immer hatte jemand das Sagen über den Ort und seine Bewohner. Meinte es gut oder übte Zwang. Schickte Verwalter oder Soldaten.

Auf der 9,2 km langen Herrschaftszeiten-Tour über die Steinheimer Gemarkung passieren wir Herrschaftssitze, von denen aus in unterschiedlichen Epochen die Geschicke der Stadt bestimmt wurden.

Wer in Steinheim das Sagen hatte, erfahren Sie aus den nachfolgenden PDFs.

1. Tagebuch der Nonnen

Download der PDF Tagebuch der Nonnen (PDF-Dokument, 230,42 KB, 13.07.2021)

Die ersten Nonnen, die sich im 1255 gegründeten Kloster Mariental in Steinheim sammelten, hatten sich zunächst den Augustinerregeln verschrieben, wechselten dann aber zum Dominikanerorden, der 1205 vom hl. Dominik gegründet worden war. In einer über 300 jährigen Geschichte prosperierte das Kloster und beheimatete bis zu 55 Nonnen, sowie Novizinnen, Laienschwestern und Gesinde.

Auch nach der Reformation 1517 hielten die Frauen am katholischen Glauben fest, obwohl sie unter den protestantischen württembergischen Herzögen vielen Repressalien ausgesetzt waren. Mit welchen Mitteln versucht wurde, die Nonnen zu Konversion oder zum Verlassen des Klosters zu bewegen, ist im Tagebuch der Nonnen festgehalten, das von 1553 bis 1566 geführt wurde.

Der erste Eintrag vom 18. März 1553 beschreibt den Besuch der Württembergischen Räte, die die Frauen dazu bewegen sollten, das Haus Württemberg als Schirmherren anzuerkennen. Die Nonnen beharrten jedoch auf ihrem Freiheitsbrief, der das Kloster samt Ort um das Jahr 1300 unter den Schutz des Reiches, also des Kaisers stellt.

Daraufhin wurden auf den Hof, das Gesinde- und Backhaus 30 Hackenschützen gelegt. 20 Reiter ritten täglich ein und aus. Manchmal waren es bis zu 60 Reiter. Für diese musste 14 Wochen und 4 Tage lang gekocht werden. „…haben vns vil schaden un(d) schreck(en) an gethon: jn der kirchen mit spotten, ouch jn heußern i öff (Öfen) ab brechen, fenstern zerwerff(en) vnd täglich mit büchßen geschoßen.“

Unter vielen weiteren Repressalien musste das Kloster, aber    auch der Schultheiß und die Räte, die württembergischen Herzöge schließlich als Schirmherren anerkennen und ihnen huldigen. An ihrem katholischen Glauben hielten die Klosterfrauen jedoch auch unerbittlich fest, als der katholische Pfarrer durch einen lutherischen ersetzt wurde. Schließlich wurde dem Kloster das Recht auf eigene Verwaltung entzogen und ein herzoglicher Klosterhofmeister eingesetzt. Den Nonnen wurden Abfindungen versprochen, wenn sie das Kloster verlassen. Nur eine, Katharina Miller, hat dieses Angebot angenommen.

Bis zum letzten Eintrag am 19. Dezember 1566 beschreibt das Tagebuch detailliert, wie die Nonnen in immer kürzer werdenden Abständen mit neuen Einschränkungen und Kontrollmaßnahmen drangsaliert wurden.

Mit dem Tod der letzten Nonne Walpurgis um das Jahr 1580 endet die Geschichte des Klosterlebens von Mariental.

2. Kloster Mariental

Download der PDF Klosterplan (PDF-Dokument, 378,60 KB, 13.07.2021)

In seiner Weitläufigkeit war das Gelände des Klosters Mariental durchaus mit dem Kloster in Maulbronn zu vergleichen. Die Klausur, also das eigentliche Klostergebäude und die Klosterkirche waren 1643 zwar einem Brand zum Opfer gefallen, andere Gebäude hatten die Zeit bis 1805 jedoch überdauert. Ebenso die Obst-, Wein- und Gemüsegärten.

3. Dreißigjähriger Krieg in Steinheim

Download der PDF Dreißigjähriger Krieg in Steinheim (PDF-Dokument, 275,58 KB, 13.07.2021)

Etwa um das Jahr 1300 hatten es die geistlichen Frauen des Klosters Mariental geschafft, unter König Adolf von Nassau reichsunmittelbar zu werden und damit unabhängig von badischen oder württembergischen Fürsten. Mit der Reformation spitzte sich die Lage zwischen dem katholischen Kaiser und dem zum Protestantismus gewechselten Haus Württemberg zu. 1564 setzte Herzog Christoph die Erbhuldigung durch, die vom Rat und den Bürgern Steinheims geleistet werden musste.

1629 erzwangen allerdings die nach Süddeutschland vorgedrungenen Truppen des kaiserlichen Generals Wallenstein die Rückführung aller nach dem Augsburger Religionsfrieden von 1555 noch evangelisch gewordenen Territorien zum katholischen Glauben. Aber schon 1631 wurde Steinheim von schwedischen Truppen des Protestanten Gustav Adolf in Besitz genommen und geplündert. Die Württemberger schlossen 1632 ein Bündnis mit den Schweden und konnten Steinheim nun wieder in Besitz nehmen.

Doch bereits 1634 wurde der Ort wieder von kaiserlichen Truppen unter dem Kommando des spanischen Kardinal-Infanten Ferdinand besetzt und 52 Häuser, 27 Scheunen, die Mühle, die Kirche und die Schule niedergebrannt. Der Klosterhofmeister berichtet an den herzoglichen Kirchenrat in Stuttgart, die Truppen hätten viele Stücke Vieh und „etlich man und weibspersonen“ weggeführt und den Pfarrer getötet. Menschen würden auf den Feldern erschlagen, es könnten unter diesen Verhältnissen weder Abgaben eingezogen, noch die Aussaat bzw. die Ernte durchgeführt werden.

Auch Schultheiß Trautwein wurde bei diesem Überfall zu Tode misshandelt. Von 964 Einwohnern, die 1622 gezählt wurden, lebten 1639 nur noch 84 am Ort. Diese zogen sich wegen der andauernden Durchmärsche verschiedener Truppen zum Schutz in das Klostergebäude zurück.

1643 schlug das französische Heer unter General Quebriant sein Hauptquartier im Kloster auf. Als die Truppen abzogen, brannte das Klostergebäude nieder. Ob durch Brandstiftung oder Unachtsamkeit konnte nicht geklärt werden. Nur die massiv gemauerten Wände der Klosterkirche überdauerten.

1645 lebten wieder 159 Einwohner in Steinheim. Sie   mussten sich 1646 jedoch zum Schutz vor einer drohenden Plünderung durch die Schweden vorübergehend nach Marbach zurückziehen. In langen Verhandlungen wurde 1648 schließlich der Westfälische Friede ausgehandelt.

4. Rittersleut und Edelfräulein

Download der PDF Rittersleut und Edelfräulein (PDF-Dokument, 206,50 KB, 13.07.2021)

Schon im 10. Jahrhundert besaßen die Grafen von Ingersheim (Murrgaugrafen), die sich später Grafen von Calw nannten, die wichtigsten grundherrschaftlichen Rechte in Steinheim. Zur Verwaltung ihres umfangreichen Besitzes setzten sie im 11. Jahrhundert Ministerialen ein.

Der erste bekannte Calwer Ministeriale in Steinheim war Ruding, der um 1100 schon zu einigem Besitz gekommen sein muss. Als Ministeriale war er unfreier Gefolgsmann (Leibeigener) des Adels. Die Ministerialen übernahmen Verwaltungsaufgaben, häufig auf Gutshöfen oder Burgen und gelangten selbst oft zu großem Besitz und hohem Ansehen. Im 12./13. Jahrhundert näherten sie sich im Rang und Lebensstil dem niedrigen Adel an. Einige wurden tatsächlich auch in den Adelsstand erhoben.

Ab dem 11. Jahrhundert kamen die Markgrafen von Baden durch Heiratsverbindungen mit den Grafen von Calw zu umfangreichem Besitz im mittleren Neckarraum. Die Städte Marbach und Backnang gehen auf ihre Gründung zurück. Dass auch Steinheim ein wichtiger Stützpunkt werden sollte, beweist der große Freihof, den Markgraf Hermann V. um 1200 hier bauen ließ.

Der Ort Steinheim selbst, weiterer Grundbesitz und die Burg hoch über der Murr waren jedoch im Besitz der Herren von Steinheim, die im Lehensverband mit den Grafen von Löwenstein und Gröningen standen. Die sogenannten Ministerialenburgen zeichneten sich meist durch die Nähe zu Siedlungen und Dörfern aus, von denen sie mit Naturalien und Abgaben versorgt wurden und denen sie wiederum Schutz boten. Die Burg sicherte darüber hinaus auch das Territorium der Lehens- oder Landesherren, die die Ministerialen zum Waffendienst heranziehen konnten.

Elisabeth von Blankenstein war das einzige Kind des Albert von Steinheim und in zweiter Ehe mit Berthold von Blankenstein verheiratet, einem Gefolgsmann des Grafen Ulrich von Württemberg. Diese zweite Ehe konnte nur mit einer päpstlichen Ausnahmegenehmigung (Dispens) geschlossen werden. Graf Ulrich, der sehr daran interessiert war, neben den badischen Markgrafen im mittleren Neckarraum Einfluss zu gewinnen, setzte sich bei Papst Innozenz für diesen Dispens ein. Er wurde unter der Auflage erteilt, in Steinheim ein Kloster zu stiften. 1251 stimmten Elisabeth und Berthold der Klosterstiftung zu, ab 1255 konnte diese umgesetzt werden.

Der bestehende Freihof der Markgrafen von Baden, den Elisabeth und Berthold von Blankenstein Markgraf Rudolf abgekauft hatten, legte dabei den Grundstein für das weitläufige und stattliche Klosterareal, das im Laufe von 300 Jahren hier entstehen sollte. Die Weitsicht und Geschäftstüchtigkeit der geistlichen Frauen, die vielfach aus einflussreihen und vermögenden Familien stammten, machten das Kloster Mariental zu einer wohlhabenden Glaubensgemeinschaft mit Besitzungen von Heilbronn bis Ulm. Um das Jahr 1300 stellte sich das Kloster mit dem Ort Steinheim unter kaiserlichen Schutz und machte sich damit von der Einflussnahme territorialer Herren – Badenern wie Württembergern – unabhängig.

5. Sagen und Erzählungen

Download der PDF Sagen und Erzählungen (PDF-Dokument, 170,83 KB, 13.07.2021)

Der Schatz im Lehrhöfer Schlösschen

Das Schlösschen war längst zerstört, aber Mauerreste waren noch viele hundert Jahre zu sehen. Da ging in Rielingshausen das Gerücht, dass im unterirdischen Gewölbe des Schlösschens ein Schatz von großem Wert liege. An einem Sonntagmorgen machten sich einige junge Burschen auf, um den Schatz zu suchen. Einen schmächtigen Gänsebuben, der sich ihnen angeschlossen hatte, ließen sie an einem Seil durch ein enges Loch hinunter, das vermeintlich in das Kellergewölbe führen sollte. Kaum war er durch das Loch verschwunden, erhob er ein mörderisches Geschrei und zerrte verzweifelt am Seil.

Schnell zog man ihn nach oben und wollte wissen, was er gesehen habe. Als ihn der Schreck wieder zu Worte kommen ließ, erklärte der Knabe mit schneeweißem Gesicht, er habe eine große Truhe gesehen, auf der ein schrecklicher Pudel saß. Der habe ihn mit feurigen Augen angesehen und die Zähne gefletscht. Daraufhin hat sich niemand mehr getraut, nach dem Schatz zu suchen.

Die silbernen Spaten

Elisabeth von Blankenstein, die Stifterin des Hardtwaldes, soll vor ihrem Tod bestimmt haben, dass diejenigen Gemeinden einen Teil des Hardtwaldes bekommen sollen, die gewillt sind, sie nach ihrem Ableben mit einem silbernen Spaten zu begraben. Steinheim, Murr, Pleidelsheim, Beihingen, Benningen, Marbach und Erdmannhausen müssen wohl zugestimmt haben. Denn ihnen wurden Flächen des Hardtwaldes zugesprochen.

Der Franzose aus Steinheim

Als die Franzosen im Jahr 1693 auch ins Bottwartal einfielen, zogen dem Herr sogenannte „Schnapphähne“ voraus, berittene Wegelagerer und Raubritter. Eine solche Gruppe kam auch nach Steinheim und wurde aufs Beste bewirtet, weil man hoffte, dadurch schlimmen Schaden durch diese Marodeure abwenden zu können. Einer dieser Schnapphähne, der sich den Anschein gab, Franzose zu sein, hatte mitbekommen, dass sich die Steinheimer zum Schutz vor Überfällen nach Marbach zurückziehen wollten. Zur Überraschung aller warnte er nun in bestem Schwäbisch die Einwohnerschaft davor, nach Marbach zu fliehen, weil die Stadt mit allen anderen Orten in der Umgebung am nächsten Tag von der Hauptarmee geplündert und niedergebrannt werden sollte. Die Steinheimer nahmen diese Warnung ernst und flohen über Backnang nach Schwäbisch Hall. Was der Schnapphahn prophezeit hatte trat ein. Marbach, Steinheim und die umliegenden Dörfer wurden angegriffen und viele Gebäude zerstört. In Steinheim wurden 37 Häuser niedergebrannt. Der Großteil der Bevölkerung war jedoch gerettet.

Wie später berichtet wurde, soll der Schnapphahn ein Steinheimer gewesen sein, der sich zwar den französischen Truppen angeschlossen hatte, aber dennoch seine Heimat schützen wollte. Als er erkannt zu werden glaubte, ritt er auf und davon. Zuvor gab er dem erstaunten Wirt jedoch noch einen Taler in die Hand, um seine Zeche zu bezahlen. Ein richtiger, wilder Schnapphahn war er wohl nicht.

6. Adel auf der Burg

Download der PDF Adel auf der Burg (PDF-Dokument, 147,88 KB, 13.07.2021)

Zurückgehend auf eine Gründung der Markgrafen von Baden, war Burg Schaubeck über die Jahrhunderte im Besitz einer Reihe bedeutender Adelsgeschlechter.

Ab 1272 treten die Brüder Albrecht und Berthold von Schaubeck, genannt Schubel auf. Bereits 1297 wird der Weinbau auf dem Gut erstmals erwähnt. Vom 14. Jahrhundert bis 1641 liegt die Lehensherrlichkeit über Burg Schaubeck ausschließlich bei den Grafen von Württemberg. Die Rechte am Dorf Kleinbottwar liegen bei den Markgrafen von Baden und später wohl bei den Grafen von Calw. Den Schaubeckern folgen auf der Burg ab 1385 die Herren von Urbach, ab 1435 die von Hoheneck, abgelöst von den Herren

von Stetten und denen von Kaltenthal. 1448 kauft schließlich Georg von Nippenburg das Gut und gibt 1480 das Lösungsrecht an seinen Schwiegersohn Dietrich von Plieningen ab. Mit ihm beginnt eine 165jährige Herrschaft der Plieninger auf Burg Schaubeck.

Die Plieninger

Die Nachfahren Dietrichs von Plieningen weisen erstaunliche Biografien auf. Die Söhne aus erster Ehe, Johannes und Dietrich, studierten in Italien. Dr. Johannes von Plieningen war in den 1480er Jahren Kanonikus in Freising. Er starb 1506 als Domherr in Worms und Propst zu Mosbach. Der 1484 geborene Dietrich wurde in Pavia Doktor der Rechte. Ab 1500 erscheint er in hervorragenden Stellungen bei Herzog Albrecht und später bei Wilhelm von Bayern und wird von Kaiser Maximilian I. selbst zum Ritter geschlagen.

Aus zweiter Ehe des Ahnherrn Dietrich von Plieningen stammte der jüngste Sohn Eitelhans, von 1514 bis 1530 ist er württembergischer Obervogt in Marbach. Im Bauerkrieg 1525 rettet er die Stadt durch sein diplomatisches Geschick vor Brandschatzung durch die Aufständischen. Nach dem Tod seines Halbbruders Dietrich muss sich Eitelhans 1521 sein Lehen Kleinbottwar und Schaubeck von Kaiser Karl V. erneuern lassen, der nach der Vertreibung Herzog Ulrichs die Macht in Württemberg übernommen hatte. Nach der Rückkehr Ulrichs nach Württemberg im Jahr 1534 wird der Herzog wieder Lehensherr über Burg Schaubeck und Kleinbottwar. Eitelhans stirbt im gleichen Jahr.

Hans Dietrich von Plieningen, der 1505 geborene Bruder von Eitelhans, wird 1521 in Tübingen immatrikuliert. 1534, direkt nach der Rückkehr Herzog Ulrichs begibt er sich in dessen Dienste. Dort ist er ab 1559 Landhofmeister, also erster Minister. Er lässt 1541 bis 1543 unter der Stammburg in Kleinbottwar als neue Gutsanlage ‚Neuschaubeck‘ (Mittelschloss) errichten. Sein ältester Sohn, Dietrich, bleibt weiterhin auf Altenschaubeck ansässig. Neuschaubeck geht 1600 an Hans Dietrichs Sohn Friedrich (*1550). Dieser ist Direktor des ritterschaftlichen Kantons Kocher im Kreise Schwaben, wozu Kleinbottwar gehörte. Friedrich stirbt 1635, mitten im Dreißigjährigen Krieg, auf der Flucht vor der kaiserlichen Invasion in Heilbronn.

Familie Adelmann von Adelmannsfelden

Gleich doppelt tritt in der Familie Fridrichs von Plieningen die Familie Adelmann von Adelmannsfelden auf. Seine Tochter Maria Jakobe heiratete 1617 Georg Sigmund Adelmann von Adelmannsfelden,

sein jüngster Sohn Georg 1623 die Schwester seines Schwagers, Maria. Während er auf Neuenschaubeck bleibt und die Hälfte des Gutes als Eigentum erhält, übernimmt sein Bruder Eitelhans, Obervogt in Besigheim, Altenschaubeck.

Die Megizer von Velldorf, die von Eltershofen und die von Gaisberg

Mit der Verheiratung der drei Töchter des Eitelhans treten nun in Kleinbottwar die Familien Megizer von Veldorf, von Eltershofen und von Gaisberg auf. Ein Drittel des Gutes mit Neuschaubeck geht in den Besitz des Johann Caspar Megizer über, der Gemahl von Anna Catharina von Plieningen. Megizer lässt das Unterschloss erbauen (Amtshaus), das 1693 bei den Franzoseneinfällen bereits wieder zerstört wird. Nach dem frühen Tod der Eltern verkaufen die Vormünder der beiden Megizer-Töchterlein ihr Drittel an Johann Sebastian von Gaisberg, den Mann der Maria Agnes von Plieningen.

Der Gatte von Ursula Sibylla von Plieningen, Wolfgang Friedrich von Eltershofen, baut 1663 das Mittelschloss wieder auf, das im Dreißigjährigen Krieg 1639 abgebrannt war. Da ihre drei Söhne unvermählt im besten Mannesalter sterben, geht das Eltershöfische Drittel am Gut Schaubeck an die Tochter Ursula Sibylla über, die kinderlos bleibt und das Gut 1714 an die von Gaisberg vermacht.

Streitigkeiten in der vierten Generation der von Gaisberg führen schließlich dazu, dass Herzog Karl von Württemberg 1751 die Hälfte des Gutes kaufen kann.

Familie von Kniestedt

Ruhe kehrt wieder ein, als die aus Niedersachsen stammende Familie von Kniestedt das Gut übernimmt. 1765 zunächst die württembergische Hälfte und anschließend, durch verschiedene Kaufverträge, die Teile der von Gaisberg. Während das Gut zunächst in der gemeinschaftlichen Verwaltung verschiedener Familienmitglieder ist, übernimmt es Karl Ludwig Christof von Kniestedt 1794 und führt es bis 1815. Durch Familienvertrag folgt ihm bis 1817 der badische Geheimrat Karl von Kniestedt-Schaubeck, genannt Schacht. Durch ihn schließt sich der Kreis zu den von Gaisbergs. Er war mit Christiane Dorothee Friederike von Gaisberg verheiratet.

Die Familien von Bruselle und von Adelmann

Nach dem Tod ihres Sohnes Karl, geht das Gut Schaubeck an dessen Witwe Josefine Therese Charlotte von Bruselle und nach deren Tod 1834 an deren Sohn Karl über. Als der wegen Geistesschwäche unter Vormundschaft stehende Karl 1853 stirbt, treten die Brüder seiner Mutter, Josef und Felix von Bruselle, die Erbschaft an. Felix übernimmt 1856 Josefs Hälfte durch Kauf und vererbt sie an seinen Sohn, ebenfalls Felix genannt. Er war königlicher Kammerherr, württembergischer Oberzeremonienmeister und Rittmeister der Reserve. Mit ihm schließt sich der Kreis zur Familie Adelmann von Adelmannsfelden, denn seine Schwester Sofie heiratet Graf Heinrich Adelmann zu Adelmannsfelden, fürstlicher Hofkammerpräsident in Sigmaringen.

Als Felix 1914 kinderlos stirbt, erbt Sofie das stattliche Vermögen. Mit ihrem Mann Heinrich tritt nun ein Experte auf den Plan, der als Forstwirt den Weinbau und die Landwirtschaft auf Gut Schaubeck in Schwung bringt. Als königlich württembergischer Kammerherr, Komponist, Kunstsammler, Jäger und Karnevalspräsident ist er eine facettenreiche Persönlichkeit und bringt neben seiner Erdverbundenheit auch Weltläufigkeit auf die Burg. Sein Sohn Raban, Diplomat und Doktor der Rechte übernimmt in Polen die Stelle des Generalkonsuls von Kattowitz. Selbst verwitwet und kinderlos kümmert er sich um die zehn Halbwaisen seines Bruders Sigmund, als der 1926 stirbt. Er adoptiert seinen Neffen Raban und vermacht ihm das Gut nach seinem Tod 1935.

Raban II., Diplomat und Bundestagsabgeordneter in Bonn, heiratet Franziska Klippgen, die Tochter des deutschen Botschafters in Rio de Janeiro. Mit vier Kindern lässt sich die Familie 1945 auf Burg Schaubeck nieder, renoviert die in die Jahre gekommenen Gebäude, stärkt die Landwirtschaft und forciert den Weinbau. Das Credo lautet Qualität vor Masse. 1978 übernimmt der Sohn Michael Graf Adelmann das Gut und baut es zu einem international renommierten Weingut aus. Er studiert zunächst Jura und besucht danach die Weinbauschule in Weinsberg, um der erste Vollzeitwinzer in der Dynastie zu werden. Er gilt als Vordenker und Neuerer im Württembergischen Weinbau. Seit 2012 liegen die Geschicke des Weingutes in der Hand seines Sohnes Felix Graf Adelmann. Er studierte Betriebs-wirtschaft in London und Madrid und eignete sich das Rüstzeug für seine Arbeit in Keller und Weinberg auf renommierten Weingütern im In- und Ausland an.