Historischer Stadtrundgang Steinheim: Stadt Steinheim an der Murr

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Historischer Stadtrundgang Steinheim

Nachstehend finden Sie Informationen zum historischen Stadtrundgang Steinheim.

1. Das Rathaus

Das Rathaus mit seinem steinernen Sockel aus dem Jahre 1580 und dem nach einem Brand neu aufgebauten Fachwerk von 1686 ist beeindruckend. Es war nicht nur Sitz der Verwaltung, hier trafen sich auch die Zünfte und seit dem 16. Jahrhundert bis zum Jahr 1814 wurde im sogenannten Salzkontor der Salzhandel für die umliegenden Gemeinden und die Stadt Marbach betrieben. Auch das Salzlager befand sich im Erdgeschoss des Rathauses. Die Hochwassermarken an der Rathausecke zeugen von der früheren Geisel Steinheims. Noch heute ist das Gebäude der Hauptsitz der Stadtverwaltung.

3. Der Marktplatz mit Marktbrunnen

Eine Brotlaube (Verkaufshalle der Bäcker) und eine Fleischbank (Metzel) waren schon 1294 vom Kloster Mariental eingerichtet worden. Aber das Marktrecht wurde Steinheim zu Zeiten des Klosters nicht zugesprochen. Erst auf Antrag des Schultheißen Hans Trautwein und unter Fürsprache des Geheimrats Melchior Jäger von Gärtringen, der das Schloss in Höpfigheim bewohnte, wurde das Marktrecht 1609 offiziell verliehen. Die Holz-, Krämer- und Viehmärkte hatten regen Zuspruch aus der ganzen Gegend. Seit 1974 werden hier wieder Wochenmärkte abgehalten. Der große Marktbrunnen, der ebenfalls auf Betreiben Trautweins errichtet worden ist, wurde aus einer Quelle jenseits der Murr gespeist. Der Löwe als Halter des Württembergischen Wappens auf dem Brunnen ist eine Arbeit aus dem Jahre 1686. Am eisernen Brunnentrog waren die Eichgeräte angebracht.

4. Die Martinskirche

Erste Erwähnung fand die Kirche im Jahr 1235. Sie war Mutterkirche der Umgebung und Grablege des Dietrich von Plieningen sen. Die Wehrkirche war von einem ummauerten Friedhof umgeben. Bei Bedrohung der Bevölkerung fanden die Familien hier Schutz durch die von den Zünften gestellte Bürgerwehr. Trotz der hohen Umfriedung war auch die Kirche immer wieder durch die Hochwässer der nahen Murr bedroht. 1590 war der Bau so marode, dass die Gottesdienste in der Klosterkirche stattfanden. Nach der Zerstörung des Klosters 1643 wurde das Schlössle (siehe Station 12) bis zum Wiederaufbau der Martinskirche im Jahr 1649 das Domizil für die Gottesdienste.

4. Das Backhaus

Öffentliche Backhäuser wurden erst nach einem Erlass des württembergischen Innenministeriums von 1835 eingeführt um sowohl die Feuergefahr als auch den zunehmenden Holzverbrauch zu mindern. Gebacken wurde nach einer ausgelosten Reihenfolge. Soziale Unterschiede zeigten sich in der Verwendung von Weiß- oder Schwarzmehl für das Backwerk. 

5. Das Badtor

Das Badtor hat seinen Namen vom städtischen Badhaus, das wegen der Feuergefahr, die von ihm ausging, außerhalb der Stadtmauer lag. Das Badhaus wurde mit Stadtmauer und Badtor um 1294 vom Kloster errichtet und war bis 1706 in Betrieb. Der Besitz eines öffentlichen Badhauses zeichnete eine Stadt ebenso aus, wie gepflasterte Hauptstraßen und eine Stadtmauer.

6. Die Murrbrücke

Der Schultheiß Hans Trautwein ließ die Murrbrücke 1603 anstelle einer Furt errichten. Durch Eistreiben wurden 1796 Teile der gemauerten Joche weggerissen und durch eine Holzkonstruktion ersetzt. Am 20. April 1945 wurde dieser Teil gesprengt. Von der historischen Brücke sind nur noch zwei Joche erhalten. Die Murr überflutete den Ort immer wieder mit zum Teil extremem Hochwasser und Eistreiben, sodass für den Personentransport Fleckenschiffe angeschafft werden mussten. Erst ab 1906 wurde an der Murr mit Baumaßnahmen zum Hochwasserschutz begonnen und in verschiedenen Bauabschnitten bis 1980 fertiggestellt. Von 1517 bis 1876 (vermutlich letzte Floßfahrt) war die Murr eine bedeutende Floßstraße für Scheitholz aus dem Murrhardter Wald. Durch ein hölzernes Fallenwehr, dessen Überreste noch an der Wasseroberfläche zu sehen sind, konnte der Wasserpegel sowohl der Murr, als auch des Mühlkanals reguliert werden, mit dem die Fleckenmühle betrieben worden war.

7. Die Mühle

Ursprünglich im Besitz des Klosters Hirsau wurde die Mühle 1262 vom Kloster Mariental erworben, und dem Ort als Fleckenmühle und Bannmühle zugedacht. Sie brannte im Dreißigjährigen Krieg (1634), während eines Angriffs der kaiserlichen Truppen, mit vielen anderen Gebäuden ab und konnte erst 1671 unter Schultheiß Andreas Zeh wiederaufgebaut werden. Gespeist wurde die Mühle durch den von der Murr abzweigenden Mühlkanal. Zwei hölzerne und ein eisernes Wasserrad betrieben neben der Getreidemühle auch eine Hirsemühle und eine Hanfreibe. 1699 ging die Mühle vom Stadtbesitz in private Hände über. Der Mühlenbetrieb wurde 1972 eingestellt, der Mühlkanal aufgefüllt und auf dem Gelände ein neues Baugebiet erschlossen.

7. Das Hans-Trautwein-Haus

Einst Frühmesshaus, wurde es unter dem damaligen Schultheissen Andreas Lempp 1565 "Deutsche Schule". Eine höhere, also lateinische Schule wurde ihm nicht zugestanden. 1881 wurde das heutige Gebäude errichtet und bis 1963 als Schulhaus und später als Stadtbücherei genutzt. Seit 1968 ist das Urmensch-Museum hier untergebracht. Seinen Namen hat das Haus von Hans Trautwein, der das Schultheissenamt von 1600 bis 1614 und noch einmal von 1626 bis 1634 ausgeübt hat. Bei der Besetzung durch kaiserliche Truppen 1634 hatte er sich sehr für die Stadt und ihre Bürger eingesetzt, dieses Engagement allerdings nach schweren Folterungen mit dem Leben bezahlt.

9. Das Schaftor

Es hat seinen Namen von dem nahe gelegenen Schafhaus. Von der Schweißbrücke (früher Schwabsbrücke) aus Richtung Marbach herkommend, führte die wichtige Salzstraße durch das Schaftor in den Ort hinein und durch das Ziegeltor (siehe Station 14) hinaus, weiter nach Schwäbisch Hall. Teile des Schaftores sind noch erhalten. Sie wurden bei der Straßenerweiterung etwas versetzt.

10. Der Deutsche Hof

Hier residierten von 1363 bis 1551 die von den Kaisern eingesetzten Vögte. Darunter berühmte Namen wie von Gaisberg und von Weiler. Diese übernahmen im Auftrag der weltlichen Obrigkeit Verwaltungsaufgaben vor Ort. Sie legten Steuern fest und zogen diese ein, sie hielten Gericht oder ahndeten Vergehen.

11. Das Lamm

Steinheim zeichnete sich durch eine erstaunliche Wirtshausdichte aus. Eine Besonderheit hat das Gasthaus Lamm zu bieten: am 27.12.1598 erhielt Caspar Lempp aus Affalterbach die Konzession für eine Schildwirtschaft, also ein Gasthaus mit Übernachtungsmöglichkeit. 1643 abgebrannt wurde das Lamm schnell wiederaufgebaut und ist damit mehr als 400 Jahre lang durchgehend als Gasthaus in Betrieb.

12. Der Eiskeller

Das ursprünglich als Scheune errichtete Gebäude ist auf ganzer Länge unterkellert und diente als Eiskeller der Stadt. Dazu wurden im Winter in flachen Seen, aber auch in Murr und Bottwar Eisbrocken geschlagen, im Keller aufgeschichtet und mit einer Strohlage isoliert. Über den Sommer konnten Metzgereien, Gaststätten und Privatleute so Lebensmittel oder Bier kühlen und lagern.

13. Das Schlössle

Das im Volksmund ‚Schlössle‘ genannte Wohngebäude wurde 1624 von Johann Caspar Mütschelin erbaut, einem Schwiegersohn des damaligen württembergischen Kanzlers Reinhardt. Das Gebäude war mit eigener Mauer umwehrt und blieb beim Angriff spanischer Truppen 1634 verschont. Bei Gefechten mit französischen Truppen brannte es jedoch 1693 aus. Erst 1722, knapp 30 Jahre später, wurde die Ruine von Johann Christoph Hueber, einem Stuttgarter Kaufmann wiederaufgebaut. 1898 ging das Gebäude ganz in den Besitz der Stadt über und wurde u.a. als Armenhaus genutzt.1922 wurden Wohnungen eingebaut, die nach dem 2. Weltkrieg als Flüchtlingsunterkünfte dienten. Heute ist das Gebäude in Privatbesitz.

14. Ehemaliges Ziegeltor

Wie das Schaftor markierte das Ziegeltor die Salzstraße, einer wichtigen Handelsstraße von und nach Schwäbisch-Hall. Seinen Namen hat das Tor von der früher ganz in der Nähe, außerhalb der Stadtmauer, gelegenen Ziegelei. Bald nach 1294 direkt neben dem Steinbruch errichtet, war das wehrhafte Stadttor mit Torhaus und Torbogen ausgestattet und bis 1815 in Betrieb.

15. Die Klosterhofmeisterei

Unter Herzog Ludwig von Württemberg wurde die Klosterhofmeisterei 1568 als Wohn- und Amtshaus des klösterlichen Verwalters über einem in den Felsen gehauenen Keller errichtet. Beim Franzosenüberfall 1693 ist es mit vielen anderen Gebäuden in der Nachbarschaft abgebrannt und wurde 1700 wiedererrichtet. Es ist das Geburtshaus des Entomologen Prof. Christoph Zeller (1808-1883).

16. Die Klosterkelter

Die ehemalige Klosterkelter mit vier Kelterbäumen wurde 1489 zusätzlich zur kleineren ersten Kelter errichtet, die direkt neben der Klosterkirche stand und mit zwei Kelterbäumen ausgestattet war. In den in den Fels gehauenen Kellerräumen konnte der Wein bei gleichbleibender Temperatur gelagert werden. Seit 1834 ist die Klosterkelter im Besitz der Gemeinde.

17. Das Horneck-Haus

Das große, mit schönem Fachwerk ausgestattete Gebäude, wurde 1594 vom damaligen Schultheiß Caspar Horneck als Wohnhaus erbaut. Von 1634 bis 1687 wuede es als Rathaus genutzt. 1782 kaufte es die evangelische Kirchengemeinde, um es fast 200 Jahre als Pfarrhaus zu nutzen. 1977 von der Stadt Steinheim erworben, beherbergt es heute die Stadtbücherei sowie eine Seniorenbegegnungsstätte.

18. Das Kloster Mariental - ehemalige Klosterkirche

Auf dem heutigen Parkplatzareal errichteten die Markgrafen von Baden Anfang des 13. Jahrhunderts auf römischen Gebäuderesten einen für seine Zeit außergewöhnlich großen Herrenhof. Durch eine Stiftung der Ortsadligen Elisabeth und Berthold von Blankenstein im Jahr 1255 konnte das Anwesen im Laufe der Jahrhunderte zu einer imposanten Klosteranlage mit großer Klosterkirche ausgebaut werden. Zunächst nur den Nonnen des Dominikanerinnenordens vorbehalten, diente die Klosterkirche seit 1590 auch als Fleckenkirche, weil die Martinskirche zu marode war und bei der Besetzung durch kaiserliche Truppen 1634 schließlich abbrannte. 1643 wurde das Kloster Mariental ebenfalls ein Opfer der Flammen. Übriggeblieben sind lediglich die Mauern der ehemaligen Klosterkirche, die viele Jahre als Scheune benutzt wurde. Durch archäologische Grabungen 1981 bis 1983 wurde das Klosterareal erforscht und 1989 in den alten Klostermauern das Museum zur Kloster- und Stadtgeschichte eröffnet.

19. Die äussere Klostermauer

Das Kloster Mariental erstreckte sich auf einem großen Areal an der Bottwar entlang und war komplett von einer Mauer umgeben, die den äußeren Klosterbezirk begrenzte. Das Gewann "Hinter der Mauer" hat daher seinen Namen. Nach dem Brand des Klostergebäudes im Jahr 1643, wurde die Klostermauer größtenteils abgetragen und für neue Bauten verwendet

20. Die Gedenkstätte des Homo steinheimensis

Ein anschaulicher Schnitt der Gesteinsschicht zeigt den Aufbau einer beispielhaften Kiesgrube aus dem umgebenden Areal. Beim Kiesabbau in den Gruben der Familien Sigrist, Sammet und Bauer traten von etwa 1890 bis in die zweite Hälfte des 20. Jahrhunderts zahlreiche Knochenfunde zutage. Der Platz wurde 1991 gestaltet.

21. Die Fundstätte des Homo steinheimensis

1933 wurde von Karl Sigrist jr. an dieser Stelle das Schädelfragment des Homo steinheimensis geborgen. Nach dem Entwicklungsstand des Gebisses und aufgrund des zierlichen Knochenbaus wird der Fund einer Frau zugeordnet, die vor rund 400.000 Jahren im Alter von rund 25 Jahren starb. Der Schädel lag etwa 8 Meter tief im Boden und wurde vermutlich vom Hochwasser angespült. Vom dazu gehörigen Skelett fehlt jede Spur. Der die Fundstelle markierende Gedenkstein liegt, nach Abtrag der Kiesschichten und Wiederauffüllung für das Wohnbaugebiet, heute nahezu in Fundhöhe des Schädels, nämlich bei 207,5 Meter über Normalnull.

22. Der Bahnhof

Am 9. Mai 1894 konnte die lang ersehne Eröffnung des neuen Schienenweges von Marbach bis Beilstein gefeiert werden. Die örtliche Möbelindustrie profitierte in der Folge sehr von der modernen Anbindung „an die Welt.“ Ebenso der Kiestransport aus den örtlichen Kiesgruben, sowie der Personenverkehr. Zwar hatte man zunächst in den beteiligten Gemeinden auf eine Normalspurbahn gehofft. Aber auch die schließlich genehmigte Schmalspurbahn befeuerte die wirtschaftliche Entwicklung der Region und den zunehmenden Pendlerverkehr. 1899 konnte der Bahnverkehr bis Heilbronn aufgenommen werden und die bereits damals in geradezu moderner Systembauweise errichteten Bahnhöfe hatten regen Zulauf. Die legendäre Dampflokomotive 99651 war bis 1966 in Betrieb. Sie stand viele Jahre als Zeitzeugin vor dem Bahnhofsgebäude, wurde jedoch 2016 dem Öchsle-Schmalspurbahn Verein in Ochsenhausen als Leihgabe überlassen.

23. Die Bottwartalbrücke und das Bottwartor

Neben der Murr stellte die Bottwar über Jahrhunderte eine große Gefahr für Steinheim dar, denn bei langen oder heftigen Regenfällen konnte das Flüsschen gefährlich anschwellen. 1588 wurde sogar die steinerne Brücke über die Bottwar durch Hochwasser weggerissen und musste wiederaufgebaut werden. Bei Hochwasser sorgte die Bottwar an ihrer Einmündung in die Murr zudem für einen bedrohlichen Wasserrückstau. Deshalb wurde die Bottwar 1825 ab der Bottwarbrücke in ein begradigtes Bachbett verlegt, das erst einige hundert Meter weiter flussabwärts auf die Murr trifft. Die heutige Brücke wurde 1981 errichtet. Das ursprünglich nur wenige Meter entfernt gelegene, inzwischen verschwundene Bottwartor, grenzte direkt an die Mauer des Klosters Mariental. Es wurde um 1294 errichtet und in einer Urkunde von 1304 noch als Murrer Tor bezeichnet

24. Das Wasserrad der Sägemühle

1714 erbaut wurde das Mühlgebäude für diverse Mahlaufgaben verwendet. Es diente als Loh- und Walkmühle, Ölmühle und Hanfreibe, Tabak-, Gips- und schließlich als Sägemühle. Das 1898 erneuerte Wasserrad ist ein halbmittelschlächtiges Kropfrad. Mit 6,20 m Durchmesser und einer Wassernutzung von verliehenen 2,16 m Gefälle, stellt es eine Seltenheit im Landkreis Ludwigsburg dar und gilt als technisches Denkmal. 42 hölzerne Schaufeln treiben das Rad an. Die Eichklammern von 1850 (rote Punkte mit Verbindungsstrich am Gebäude) sind noch erhalten. Das Stellwerk wurde 1970 während eines Hochwassers entfernt.